Ein Zug, der mit über 1000 Kilometern pro Stunde fährt – was klingt wie Technologie aus einem Science-Fiction könnte schon bald Wirklichkeit werden. 2013 stellte der Unternehmer Elon Musk das Konzept zum „Hyperloop“ vor, einer Magnetschwebebahn, die durch fast luftleere Röhren gleitet und auf Geschwindigkeiten von über 1000 km/h kommt. Seither arbeiten Forscherteams auf der ganzen Welt daran, die Idee zu verwirklichen, und von Hamburg bis Abu Dhabi melden sich weltweit Interessenten für erste Hyperloop-Strecken.

Wird aus der Vision bald ein Verkehrsmittel? Oder handelt es sich bloß um gutes Marketing? Hat der Hyperloop das Potential, den Schienenverkehr zu revolutionieren? Und was muss die Bahn tun, um angesichts bekannter Probleme – Verspätungen, Ausfälle, Wartezeiten und überfüllte Zügen – mit der Hochglanz-Vision vom Hyperloop mitzuhalten?

Ein großer Bahnhof: Auf den Bahnsteigen drängen sich Menschen und warten auf ihre verspäteten Züge. Alltag in Deutschland. Wie verheißungsvoll klingt da die Idee des amerikanischen Unternehmers Elon Musk:

Der „Hyperloop“ – ein neuartiger Zug, modern und komfortabel, mit einer Spitzengeschwindigkeit von 1000 km/h. Eine Fahrt quer durch Deutschland wäre in nur einer Stunde machbar. Nur eine visionäre Idee? Reine Science-Fiction ist der Hyperloop nicht mehr: Seit 2013 arbeiten Unternehmer und Forscherteams auf der ganzen Welt daran, ihn zu entwickeln.

Gegen den Luftwiderstand

Einer davon ist Walter Neu, Professor für Laserphysik an der Hochschule Emden/Leer und an der Universität Oldenburg. Er und sein Team arbeiten an der Röhre, durch den der Hyperloop, ähnlich wie eine Magnetschwebebahn, eines Tages flitzen soll.

Luftwiderstand ist das, was auf der Erde die meiste Energie verbraucht, wenn wir uns schnell fortbewegen wollen. Deshalb muss in der Hyperloop-Röhre ein möglichst geringer Luftdruck herrschen.

Schweben durch Magnete

Walter Neu und sein Team wollen das mit Hilfe von Magneten erreichen: „Unser Konzept ist es, dass wir sehr starke Magneten mit einer besonderen Anordnung verwenden, die ein Magnetfeld erzeugen, so ähnlich wie das, was man an ein Whiteboard oder ein Pinboard dranhängt, um einen Zettel festzuhalten.“

Mit dem Unterschied, dass in der Hyperloop-Röhre ein ganzer Zug mit einigen hundert Kilogramm Gewicht in die Schwebe gebracht werden muss. Dafür werden besonders starke Magneten gebraucht. Walter Neu: „Wenn man diese Magneten dann über einen Leiter, zum Beispiel Aluminium, hinwegbewegt, dann erzeugt man in diesem Aluminium wiederum ein Magnetfeld, und die beiden Magnetfelder stoßen sich gegenseitig ab.“ Dort kann man etwas in die Schwebe bringen – diesen Effekt will Neu beim Hyperloop ausnutzen.

Neuartige Batterietechnologie

Und ein weiteres Problem beschäftigen Walter Neu und sein Team: Die hohe Beschleunigung, die benötigt wird. „Das beste Konzept war ein starker Elektromotor. Der wiederum braucht sehr viel Strom in der kurzen Zeit. Das ist eine Herausforderung an die Batterietechnologie, denn wir müssen ja die Energie in unserem Fahrzeug speichern.“

Sie bräuchten, so Neu, eine Batterie, die eigentlich genau das Gegenteil von dem tut, was man sonst erwartet: Sich entladen. „Wir wollen sehr sehr hohe Entladungsströme in sehr kurzer Zeit. Das zu beherrschen ist eine elektrotechnische Herausforderung als auch eine steuerungstechnische Herausforderung.“

Rasend schnell und komfortabel

Kaum Reibung, kaum Widerstand, blitzschnell durch eine Röhre rasen – das ist die Idee beim Hyperloop.

Trotz seiner rasenden Geschwindigkeit soll die Fahrt angenehm sein. Behauptet jedenfalls der amerikanische Unternehmer Elon Musk: Er vergleicht eine Fahrt mit dem Hyperloop mit einer alten Schienenbahn in Disney Land. „Wer damit klarkommt, der kommt auch mit dem Hyperloop klar.“

Auch Walter Neu ist überzeugt, dass sich die Fahrt für Passagiere wie ein Flug heutzutage anfühle. „Da man in der Röhre ja einen sehr starken Unterdruck hat, müsste man sich in einer Druckkabine aufhalten, genau wie in einem Flugzeug. Die Beschleunigungsphase wäre auch ganz vergleichbar mit dem, was man in einem Flugzeug erfährt. Und das Gleiten danach, völlig geräuschlos und ohne irgendwelche Nebenwirkungen, würde man einfach als Fahrt in einer komfortablen Kabine erleben.“

Ob der Hyperloop in Zukunft ein alternatives Verkehrsmittel sein wird, darüber gehen die Meinungen weit auseinander. Aktuell wird weltweit an Konzepten geforscht und an Prototypen gebaut.

19.06.2019
08:30 Uhr
SWR 2, Wissen
Bild: Hyperloop Transportation Technologies